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DIE ANZIEHUNGSKRAFT DES BADES IN DER KUNST

By Becca Hensley

DIE ANZIEHUNGSKRAFT DES BADES IN DER KUNST

In ihrer 2017 entstandenen Serie ‚Soak‘ malte die britische Künstlerin Emily Ponsonby eine Gruppe von Frauen in der Badewanne. Die Gemälde gelten als subtile Beschwörung und Erinnerung daran, über das Glück der Nacktheit nachzudenken – und darüber, wie das Baden immer wieder, wenn wir in die Wanne steigen, eine Gelegenheit zum Regenieren darstellt.

 

Wasser beeinflusst uns auf allen Ebenen: Geist, Körper und Seele. Verbunden mit der Zeremonie des Badens, wird das Wasser zu einer Metapher dafür, dass wir uns von allem Unnötigen befreien, um mit neuer Energie weiterzukommen.

 

Ponsonbys zeitgenössisches Werk steht in einer langen Reihe von Werken, die sich diesem Motiv widmen. Seit der Antike haben Künstler die Menschen bei ihren Baderitualen dargestellt. Die Intention der Kunstwerke hat sich ständig weiterentwickelt: Sie waren allegorisch, lehrreich, symbolisch, religiös, eine Aufzeichnung des täglichen Lebens, eine Möglichkeit, die Nacktheit zu präsentieren – und ebenfalls provokativ.

 

Die Werke, ob Skulpturen, Keramiken, Gemälde oder Mosaike, finden sich in Museen, an Wänden zahlreicher Denkmäler, in antiken Badehäusern und illuminierten Manuskripten oder in Stoffe eingewebt. Eine antike griechische Vase stellt männliche Badende dar, die in einem öffentlichen Bad unter Wasserspeiern stehen – wie eine Erinnerung an die Duschen in einem modernen Spa. Eine alte römische Münze zeigt zwei Frauen, die sich entspannt an einem Becken waschen – ein Bild, das sehr zeitgemäß erscheint. Frühe Werke waren oft skulptural und zeigten nackte Figuren, die ein Handtuch hielten oder neben einer Wanne standen, wie die zahlreichen Darstellungen der Aphrodite.

DIE ANZIEHUNGSKRAFT DES BADES IN DER KUNST

Pleinair-Gemälde zeigten oft Personen, die getauft wurden oder etwas Jenseitiges erlebten, wie in Lucas Cranachs ‚Der Jungbrunnen‘. Rembrandt, der niederländische Maler des Goldenen Zeitalters, malte Bathseba bei ihrem Bad als sinnliche Studie, während der französische Maler Paul Cezanne ‚Die großen Badenden‘ verspielt im Freien schuf.

 

Mit dem Aufkommen von fließendem Wasser im 19. Jahrhundert änderten sich die Motive: Die Künstler holten das Thema in die Innenräume. Plötzlich wurde das Bad zum Schauplatz einer verführerischen und üppigen Epoche, und fast jeder Künstler tauchte ein – Picasso eingeschlossen. Degas hörte auf, Tänzerinnen zu malen, um Legionen von badenden Frauen zu porträtieren.

 

Für viele Künstler wurde das Bad in der Porträtmalerei zu einer Gelegenheit, den weiblichen Körper und seine Kurven zu erforschen und auch Emotionen zu zeigen, wie in den Gemälden von Pierre Bonnard, der seine Frau zahlreiche in einer Wanne malte. Die Malerinnen gingen über das Genre hinaus und zeigten Frauen bei der Arbeit und zu Hause, wie Mary Cassatt mit ‚Woman Bathing‘. Die Harlem Renaissance brachte Werke wie Romare Beardens intimes Aquarell ‚After the Bath‘ und Horace Pippins temperamentvolles ‚Saturday Night Bath‘ hervor.

 

Auch die Baderituale der Männer, ob in der Gemeinschaft oder allein, zogen die Aufmerksamkeit der Künstler auf sich. George Bellows scheint die Dargestellten in seiner Schwarz-Weiß-Skizze ‚Business Men's Bath‘ zu überraschen, während Thomas Eakins' ‚The Swimming Hole‘ und Gustave Caillebottes ‚Man at His Bath‘ die männlichen Körper in Farbe zeigen – Männer, die sich ihrer Waschungen nicht bewusst sind.

DIE ANZIEHUNGSKRAFT DES BADES IN DER KUNST

Prachtvolle Darstellungen des Badens im Freien werden oft nicht nur als Reinigungsritual, sondern auch als geselliges Beisammensein rund um ein Gewässer gezeigt. Studien wie die Gemälde von Emily Ponsonby bringen uns nach drinnen und gewähren uns intime Einblicke in das Leben der Badenden, die sich entspannen, nachdenken und träumen, während sie in der Privatsphäre ihres Bades ihren Gewohnheiten nachgehen.

 

1.‚Das Bad‘, auch bekannt als ‚Die Frau im Bad‘, von Alfred Stevens, Museum Orsay
2.‚Gruppe badender Frauen‘, unbekannter Künstler, Mogul-Dynastie, National Museum of Asian Art
3.Thomas Eakins’ The Swimming Hole, mit freundlicher Genehmigung von artsdot.com

 

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